Mittwoch, 17. April 2013

...ein duft ist erst gut, wenn man ihn auf der haut spürt. [karl lagerfeld, schaffner a.D.]

nein, es ist nicht originell über "the fragrance experience of deutsche bahn" zu schreiben. und es ist auch nicht witzig!
wer kennt dieses gefühl nicht, wenn er den IC besteigt und die tür zum großraumabteil öffnet, dass einem dann ein geruch anfällt, wie ein räudiger bissiger hund (lebt er noch oder ist es schon sein kadaver?)? ein geruch der sich sogleich in der großhirnrinde verbeißt und dir mitteilt: mich blendest du gewiss nicht aus, auch wenn du hier die nächsten 6 stunden tapfer die luft anhältst!
dieser geruch scheint sich schlagartig zu materialisieren. eine gewaltige altherrensocke schwebt durch den wagen und lässt in deiner phantasie die realen oder eingebildeten korsischen käsesorten entstehen, die seit einigen jahren offensichtlich in diesem abteil gelagert werden.

keineswegs wird dieser dieser "sound of noisome odours" von grubes handlangern selbst erzeugt. das wäre nun wirklich eine wohlfeile und populistische unterstellung! 

nein! wir, die reisenden erzeugen ihn! all die unhandlichen tropfenden döner, die hier verzehrt wurden (knobisauce auf dem sitzpolster!), die verschütteten bierflaschen verspätungsrekorde feiernder fahrgäste, die zurückgelassenen altherrensocken in den ritzen der sitze u.s.w.... 
die düfte werden dann in den sg. "klimaanlagen" gesammelt, gewendet, angereichert mit dem duft verbrannter bremsbeläge und einem hauch erinnerung aus den raucherabteilen früherer tage ... um sie  dann den fahrgästen ungefiltert entgegenzuhauchen.

nein, wir sollten uns nicht darüber beschweren!

der geruch gemahnt uns vielmehr an all die generationen zu denken, die vor uns in diesen polstern gelitten haben unter der auf hochtouren laufenden heizung am ersten sommertag, unter angstschweiß bei längeren ungeplanten stops im schönsten eisenbahntunnel des schwarzwalds oder einfach nur unter der irrigen annahme, das der anschluß in bottrop dieses mal erreicht wird. jeder sitz ist vollgesaugt mit den erschütternden erlebnissen unzählbarer gepeinigter reisender vor uns.

wenn sich also wieder einmal der geruch im wagen zu materialisieren scheint, dann solltest du dich- statt sich wieder einfach nur platt die nase zuzuhalten oder feige in ohnmacht zu fallen - still erheben und der leiden deiner vor.gefahrenen gedenken.

(amen.)

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